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Vortrag zur Geschlechtergeschichte 

Welche Bedeutung hat die Zugehörigkeit zum Geschlecht in verschiedenen historischen Kontexten? Die Bozner Historikerin Siglinde Clementi beleuchtet in ihrer wissenschaftlichen Arbeit Geschichte aus dem geschlechtsspezifischen Blickwinkel. 

In ihrem Vortrag in der Aula am 21. März zeichnete Siglinde Clementi exemplarisch die Lebensläufe von drei Frauen mit ihren jeweiligen Handlungsmöglichkeiten nach: Für das 19. Jahrhundert die reiche Erbin Anna von Menz, Mitglied des städtischen Großbürgertums Bozens; für die Zeit des Faschismus/Nationalsozialismus die Brixnerin Hilde Kerer,überzeugte Optantin und Nachrichtenhelferin für die deutsche Wehrmacht und für die zweite Hälfe des 20. Jahrhunderts die Bozner Rechtsanwältin Andreina Emeri, zentrale Figur der lokalen Frauenbewegung in den 70er-Jahren.

Das Geschlecht als Kategorie der Geschichte zu begreifen, sei, so Clementi, wesentlich auch für das Verständnis der eigenen Geschichte. Der afroamerikanische Dichter James Baldwin formulierte das so: „Die große Kraft der Geschichte rührt von der Tatsache, dass wir sie in uns tragen“.