Der Wiener Schriftsteller Elias Hirschl schreibt eine Satire auf die Fans des österreichischen EX-Kanzlers Sebastian Kurz. Es ist eine Politsatire, aber auch eine Horrorgeschichte.
Inhalt: Stundenlang übt der Erzähler vor dem Spiegel seinen Gang, sein Lächeln, seine Art zu sprechen. Julius Varga, der Parteichef, ist das ganz große Idol des namenlosen Erzählers. „Ich gebe mich für dich auf, Julius. Ich liebe dich.“ In seiner Abwesenheit gießt er seine Zimmerpflanzen, als ob dies ein Staatsakt wäre. Auf einer unteren Ebene dient der Erzähler der Partei und eifert unermüdlich seinem Vorbild nach. Ein Vorbild, das ihn aber nicht wirklich wahrnimmt. Der Erzähler ist besessen von Marken und Äußerlichkeiten und der Ästhetik von Terroranschlägen.
Elias Hirschls (geboren, 1994 in Wien) neuer Roman ist ein großer Wurf und reines Lesevergnügen. Das wahnwitzige Porträt der Generation Slim Fit: jung, schön, intelligent, reich, oberflächlich und brandgefährlich.
Ein wahnsinniges, im wahrsten Sinne des Wortes, Lesevergnügen und ein satirisches Sittenporträt von Ex-Kanzler Kurz und vor allem seiner Anhänger. Diese begegnen dem Leser als wohlstandsverwahrloste, oberflächliche Karls, Monis und Sophias entgegen, die sich durch Wiener Diskotheken koksen und gelegentlich 300 Euro teure Drinks in einen 600 Euro teuren Mülleimer kotzen.
Der Leser begegnet auf den knapp 250 Seiten einem Erzähler, der keine Vergangenheit, keine Geschichte hat, sondern nur eine Rhetoriktrainerin und eine Psychotherapeutin. In jeder dieser Sitzungen blickt man in einen emotional verstümmelten jungen Mann, wie in ein schwarzes Loch.
"Salonfähig" bietet viel Stoff für eine abenteuerlich überfrachtete Polit-Seifenoper. Empfehlenswert für alle, die es mögen.
Michaela Langebner, März 2022